Traue keinem Garten ohne Unkraut

Grüne Liga Berlin begrüßt das Verbot von Herbiziden und gibt Tipps zum giftfreien Gärtnern   

Pflanzen bedecken fast unseren gesamten Planeten. Sie überziehen ihn mit einer lebendigen, grünen Haut, die uns ernährt und die Luft zum Atmen schenkt. Die Fähigkeit der Pflanzen, sich überall zu verbreiten, sorgt aber auch für Konflikte. Denn seit Menschen den Boden bearbeiten und nach ihren Bedürfnissen bewirtschaften, gibt es Unkraut. Jahrtausende lang haben Bauern und Gärtnerinnen die Spontanvegetation selbst bei der Wurzel gepackt, bis 1942 das erste Unkrautvernichtungsmittel entwickelt wurde. Heute sind Herbizide in der konventionellen Landwirtschaft gang und gäbe und werden fast auf jedem Feld versprüht.

Auf Wegen, Terrassen und anderen befestigten Flächen gesetzlich verboten

Privatpersonen greifen auf Herbizide zurück, um sich die  Gartenarbeit zu erleichtern. Dass sich dieses Versprechen einlösen lässt, ist zumindest zweifelhaft, denn die Einsatzmöglichkeiten im eigenen Garten sind sehr beschränkt und der Erfolg ist nicht garantiert. Herbizide dürfen nämlich nur auf gärtnerisch genutzten Flächen ausgebracht werden. Auf Wegen, Terrassen und anderen befestigten Flächen ist der Einsatz jedweder Unkrautgifte gesetzlich verboten! Denn von hier werden sie durch Regen abgeschwemmt und gefährden Gewässer und Böden. Das betrifft nicht nur Glyphosat, sondern auch Hausmittel wie Kochsalz. 

 

Setzt man Herbizide auf den gärtnerisch genutzten Flächen ein, ist es schwierig, die Mittel effektiv auszubringen, ohne die Kulturpflanzen ebenfalls zu schädigen oder sogar zu töten. Und mit dem einmaligen Ausbringen ist es oft nicht getan. Arbeitserleichterung sieht also anders aus.

 

Landesverband verbannt Herbizide

Jedes Gift hat auch Nebenwirkungen, und die sind beim Totalherbizid Glyphosat höchst umstritten. Die Gefahr wird noch erhöht, wenn es aus Unwissenheit oder Ignoranz falsch ausgebracht wird. Deshalb hat der erweiterte Vorstand des Landesverbandes Berlin der Gartenfreunde e.V. bereits im letzten Jahr über ein Glyphosatverbot diskutiert und sich dann entschieden, nicht nur Glyphosat, sondern alle Herbizide aus den Kleingärten zu verbannen. Die Grüne Liga Berlin begrüßt diesen sinnvollen Schritt hin zum giftfreien Gärtnern. Der Umweltverband sieht in den Berliner Kleingärten ein wichtiges Refugium für die Stadtnatur, vorausgesetzt, sie werden naturnah bewirtschaftet. Aber nicht nur die Umwelt profitiert von dieser Entscheidung – sondern auch all jene Gärtnerinnen und Gärtner, die gesunde, ökologische Lebensmittel ernten wollen. Konsequenterweise sollte man dann auch auf alle anderen Pestizide verzichten – also auch auf Insektengifte und Co. Wie das funktioniert, zeigt die Grüne Liga Berlin mit ihrem Bildungsprojekt Giftfreie Gärten.

 

Wildkräuter regulieren

Boden wird niemals dauerhaft „nackt“ bleiben: Wo nichts wächst, da wird was keimen! Bodenbedeckung hilft, die aufkommenden Pflanzen im Zaum zu halten. In Staudenbeeten sowie unter Sträuchern und Bäumen bieten sich bodendeckende Pflanzen an. In Fugen und auf Wegen kann mit attraktiven, trittfesten Arten wie Sand-Thymian oder Katzenpfötchen begrünt werden.

Im Gemüsebeet ist Unkraut vor allem für junge Kulturpflanzen eine Konkurrenz. Es zahlt sich aus, frühzeitig konsequent zu hacken oder zu jäten. Haben sich die Kulturen dann gesund und kräftig entwickelt, kann der Boden mit Mulch abgedeckt werden – beispielsweise mit angetrocknetem Rasenschnitt, Laub und anderen Pflanzenresten. Unkräuter werden damit unterdrückt, außerdem spart man Wasser, fördert die Mikroorganismen im Boden und hat eine organische Düngung.

 

Um den Rasen frei von Kräutern und Moos zu halten, ist es wichtig schon bei der Anlage auf eine hochwertige Gräser-Mischung zu setzen, die auch zum eigenen Standort passt. Hinzu kommt die regelmäßige Pflege, indem man vertikutiert, mäht und gießt. Wer seinen Rasen nicht als Fulltime-Job ansieht, kann alternativ einen Blumenrasen anlegen. Er besteht zu 80 Prozent aus Wildgräsern und zu 20 Prozent aus schnittverträglichen Wildkräutern wie Günsel, Gänseblümchen oder Wiesenmargeriten. Er ist mäßig trittfest und muss nur selten gemäht werden.

 

Wildkräuter nutzen

Wenn Unkraut ein Wort für eine Pflanze ist, die den Menschen stört, dann gibt es auch keine Arten, die per se Unkräuter sind. Mit etwas Toleranz kann man sich mit spontan wachsenden Wildpflanzen arrangieren. Insekten profitieren davon auf jeden Fall: Die Blüten bieten Nektar und Pollen für Bestäuber und die Blätter von Brennnesseln und anderen Pflanzen sind Futter für Schmetterlingsraupen und Käfer. Als Gärtner profitiert man sogar direkt von einer wilden Ecke im Garten. Denn hier finden Nützlinge Unterschlupf, die dann auch im Gemüsegarten die „Schädlinge“ eindämmen. Aus einigen Wildpflanzen wie Rainfarn und Ackerschachtelhalm können wirksame Pflanzenstärkungsmittel in Form von Brühen oder Jauchen zubereitet werden. Andere Wildkräuter wie Giersch oder Gänseblümchen kann man ernten und als Salat, Pesto oder Suppe zubereiten.

 

Weitere Informationen zum Gärtnern ohne Pestizide bietet die Grüne Liga Berlin auf der Wissensplattform www.giftfreiesgaertnern.de.

 

Sarah Buron, Grüne Liga Berlin e.V.